Geschichte, Entwicklung und Bedeutung des Klosters Rumbeck
1. Einführung
Dem Kloster Rumbeck die geschichtliche Bedeutung, die es in seiner Zeit hatte, zurückzugeben und Aufmerksamkeit zu schenken, ist unter anderem die Aufgabe des Fördervereins Dorf und Kloster Rumbeck e.V.. Geschichtliches Bewusstsein zu wecken und Konzepte für die weitere Entwicklung des Klosters zu erarbeiten, gehören zu den vorrangigen Aufgaben des Fördervereins.
Dabei spielen die noch sichtbaren Spuren der Klosteraktivitäten eine wichtige Rolle für das Verständnis der klösterlichen Wirtschaft und ihrer Grundlagen. Die später darzustellenden aktuellen Projekte fügen sich in dieses Grundverständnis ein. Sie wollen einerseits die Bedeutung des Klosters und ihre Aussagen für zukünftige Generationen deutlich machen sowie andererseitsverloren gegangene historische Bauteile des Klosters wiederherstellen bzw. sichtbar machen.
2. Geschichte Kloster Rumbeck
1185 schenkte Graf Heinrich Ivon Arnsberg dem Kloster Wedinghausen, das kurz zuvor im Jahre 1170 gegründet worden war, seinen Haupthof in Rumbeck. Die Ortsbezeichnung „rurae becke“ bezeichnet den Bach zur Ruhr, der die Hofstelle passiert. Das zuletzt gegründete Kloster Rumbeck machte die Klosterlandschaft Arnsberg komplett bestehend aus den Klöstern Wedinghausen als Führungskloster sowie Oelinghausen (Damenstift, gegründet 1178) und Rumbeck (ebenfalls ein Damenstift, gegründet 1190). Die ersten Chordamen in Rumbeck kamen aus Bredelar, wo ein Prämonstratenserkloster
aufgegeben wurde und den dortigen Nonnen eine neue Heimat zugewiesen werden musste.
Aus kleinen Anfängen wurde im Verlauf der weiteren nahezu 900-jährigen Klostergeschichte Rumbeck zu einem zentralen Wirtschaftsstandort im Ruhrtal. Der Haupthof (175 ha Land, 725 ha Wald) wurde weiter betrieben und diente der Versorgung des Klosters. Es arbeiteten dort ca. 60 Personen, die in kleinen Behausungen in unmittelbarer Nähe wohnten. So entstand das Dorf Rumbeck. Das Stift hatte zusätzlich eine weitere Belegschaft von mehr als 30 Personen, vornehmlich 20 Chordamen und 10 Schwestern. Das Kloster in seiner Gesamtheit wurde von einem Probst geführt, der aus dem Konvent des Klosters Wedinghausen gewählt wurde.
Die Rumbecker Pröpste waren sehr erfolgreich und führten das Kloster zu immer neuen wirtschaftlichen
Erfolgen. Das Kloster wurde zunehmend reicher. Unter Napoleon nahm diese prosperierende Geschichte ein jähes Ende. 1804 wurde das Kloster aufgelöst und in staatliche Verwaltung überführt. Das Klostergut wurde zunächst von einem Verwalter betreut, später verkaufte der Staat den Betrieb an einen privaten landwirtschaftlichen Unternehmer. Das Kornhaus, dessen Ruinen heute noch sichtbar sind, brannte 1914 zusammen mit dem Wohngebäude der Priorin ab.
Letzteres wurde verkürzt als Pfarrheim mit anderer Nutzung wieder aufgebaut. Das ehemalige Krankenhaus und die Schule, die das Gebäude Ensemble zu einem geschlossen Innenhof mit Kreuzgang vervollständigten, wurde 1836 abgerissen.
3. Entwicklung Kloster Rumbeck
Die Prämonstratenser zeichnen sich durch besonderes caritatives Engagement und soziale Dienstleistung
aus. Daher waren Krankenhaus und eine kleine Schule sowie auch ein Gästehaus fester Bestandteil des Klosters. Besonderes Merkmal des Klosters Rumbeck waren die von den Chordamen in herausragender Qualität angefertigten Paramenten und Reliquien Stickereien. Diese können heute noch in Form alter Messgewänder, Reliquien und gestickter großflächiger Altarbilder, genannt Antependien für die verschiedenen kirchlichen Festzeiten bewundert werden.
Auch für das Kloster Wedinghausen wurden Stickereien angefertigt. Ab dem 15. Jahrhundert gehörten
dazu auch eine Leinwand Bleicherei und die Garnherstellung. In Rumbeck bestand somit ein vergleichsweise offene Kloster Gesellschaft, die bestrebt war, Gott zu dienen, den Menschen zu helfen und das Land zu bewirtschaften.
Die Bewirtschaftung hatten sich vor alle Dingen die Pröpste zur Aufgabe gemacht. Sie waren keine Klosterbrüder wie in anderen Orden, sondern geweihte Priester, die ihre weltlichen Aufgaben und die Klosterführung ohne Einschränkung wahrnehmen konnten. Das Kloster als Zentrum der Bildung, Erziehung und Kunst war ein begehrter Platz. Um einen derartigen Platz zu erhalten, mussten die Chordamen eine Mitgift mitbringen; weniger Geld als vielmehr Land, das die Pröpste verwalteten, tauschten und zu arrondierten Bereichen bis hin zur Soester Börde zusammenführten.
Ein Beispiel dafür ist der Udenhof in Neheim. Sie entwickelten so ein System von mehr als 59 sogenannten Gewinnhöfen und Arealen, die von Pächtern geführt wurden und abgabepflichtig in Form von Getreide, Frondiensten etc. waren. Die Pröpste behandelten die Pächter sehr umsichtig, waren sie doch stets auf den wirtschaftlichen Erfolg des Klosters fokussiert.
Neben umfangreicher Land- und Forstwirtschaft wurden konsequent andere Wirtschaftszweige auf- und ausgebaut. Als besondere lebenswichtige Aktivität ist die Teichwirtschaft zu nennen, denn die Klosterangehörigen durften nur eingeschränkt und nur zu bestimmten Zeiten Fleisch verzehren. Fisch wurde daher zu einem begehrten Wirtschaftsgut, mit dem auch kräftig Handel betrieben wurde. So entstanden sieben Klosterteiche im Mühlbachtal in fußläufiger Entfernung vom Kloster (der oberste Klosterteich ist vom Förderverein Dorf und Kloster Rumbeck e.V. als Feuchtbiotop wieder aufgespannt worden). Das Wasser des Mühlbachs wurde auch als Energie für den Antrieb einer Mühle benutzt, die in der Bruchsteinscheune auf dem Hof stand. Im Gebäude daneben gab es ein Backhaus. Die gezielte Nutzung der Rohstoffe Getreide und Wasser wurde nachfolgend durch die Nutzung der umfangreichen Holzvorräte ergänzt. Der Wald diente der Gewinnung von Bau- und Brauchholz, der Jagd und vor allem der Fütterung der Schweine bei Eichelmast.
Das Holz wurde direkt im Wald weiter verarbeitet, z. B.in einer Köhlerei oder als Brennstoff in einer im Rumbecker Wald gelegenen Glashütte. Die vielfältigen wirtschaftlichen Aktivitäten des Klosters Rumbeck können jetzt auf einem Rundwanderweg erfahren werden, der vom Naturpark Arnsberger Wald mit Unterstützung des Fördervereins Dorf und Kloster Rumbeck e.V. ins Leben gerufen und gestaltet worden ist. An 14 Stationen können die einzelnen Aktivitäten mit Erläuterungen nachvollzogen werden. Der letzte Stand der wirtschaftlichen Entwicklung des Klosters Rumbeck wurde 1750 mit dem Rumbecker Hammer erreicht, wo unter Nutzung der Wasserkraft der Ruhr die Eisenbearbeitung aufgenommen wurde.
Die zunehmend steigenden Gewinne führten auch zu baulichen Erweiterungen und Renovierungen des Klosters, vor allem in der Barockzeit. Man war offensichtlich auch bereit, den erreichten Status zu zeigen. So wurde die gesamte Innenausstattung der Kirche mit ihrem Haupt und zwei Nebenaltären prunkvoll im barocken Stil mit gedrechselten Säulen erneuert. Der neue Hauptaltar mit dem Bild des heiligen Nikolaus wurde 1698 eingeweiht. Kurz danach im Jahr 1724 wurde unter Propst Snackhof das Propsteigebäude auf älteren Fundamenten errichtet, nachdem kurz zuvor 1697 das Gästehaus fertiggestellt worden war. Es hatte also 500 Jahre bedurft, um diese Blütenphase hervorzubringen.
4. Bedeutung des Klosters Rumbeck
Die Gebäude des Klosters Rumbeck sind heute noch weitgehend erhalten, ausgenommen das Kornhaus und das Krankenhaus. Das Kornhaus ist als Gebäude verloren gegangen, als ein Symbol der wirtschaftlich erfolgreichen Tätigkeit aber noch gegenwärtig und sollte daher als Beispiel für die zentrale Lebensbasis des Klosters hervorgehoben werden. Der Hof, der die Ernährung für die Klosterangehörigen sicherstellte, wird auch heute noch – seit über 1.000 Jahren – als Hof betrieben.
Die Sankt Nikolaus-Kirche wird als Pfarrkirche der Gemeinde Rumbeck zusammen mit dem nach dem Brand von 1914 umgebauten Pfarrheim genutzt. Die Kirche ist eine der ältesten Hallenkirchen Westfalens mit starken romanischen Pfeilern und zwei schmalen Seitenschiffen.
Die klösterliche Struktur bedingte eine große Orgelbühne für die Mitglieder des Klosterstifts, die getrennt
von der kleineren unten sitzenden bürgerlichen Gesellschaft den Gottesdienst feierten.
Der Rückgang der Gottesdienstbesucher heute beeinträchtigt nicht die Entwicklung und die Leistungen, die vom Kloster Rumbeck über nahezu 900 Jahre erbracht worden sind. Ohne die Klosterlandschaft Arnsberg wäre die Entwicklung dieser Landschaft sicher anders verlaufen, weniger gestalterisch und bildend, denn das erwirtschaftete Kapital wurde vom Kloster uneingeschränkt in Klosterbauten und die Gestaltung der Landschaft investiert. Grund genug sich an dem durch die Klöster in Arnsberg erreichten zu orientieren sowie ihre Lebensweise als erfolgreich darzustellen und zu würdigen.
Dr. Wilhelm Stewen | Arnsberg, 24. März 2020
Förderverein Dorf und Kloster Rumbeck e.V. , c/o Dr. Wilhelm Stewen